Name: Petra Sammer
Alter: 52 Jahre alt
Beruf: Communications Strategist & Creative
Wohnort: München
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pssst… Nach 25 Jahren im internationalen Agenturgeschäft konzentriert sich Petra Sammer auf ihre Leidenschaft: Storytelling und kreative Kommunikation. Sie agiert als Jurorin für verschiedene Awards in der Kommunikationsbranche, wirkt als Sprecherin, Buchautorin, Beraterin und Dozentin und ist immer auf der Suche nach guten Geschichten. - Welcher ist Dein Lieblings-TED-Talk?
Benjamin Zander: The transformative power of classical music - Was magst Du am TED/TEDx Format?
TED/TEDx finde ich großartig aufgrund der Themenvielfalt und der faszinierenden Sprecher. Wann immer man sich einen Vortrag ansieht, kommt man mit einem ganz besonderen Menschen in Berührung und mit einem außergewöhnlichen und interessanten Thema. TED/TEDx ist für mich als Kreative eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. - Was verbindest Du mit „[de]construct the x“?
Ein sehr modernes und aktuelles Thema. Denn, um einer Sache auf den Grund zu gehen, sollte man sie zunächst auseinandernehmen, genau betrachte, um sie dann zu verstehen und vielleicht sogar neu und besser wieder zusammenzusetzen. In unserer superhyperschnellen Welt nehmen wir uns schon lange nicht mehr die Zeit, Dinge genau aufzuschlüsseln und zu analysieren, bevor wir urteilen. Und manchmal kann das Aufknacken eines Problems ja sogar schon die Lösung bringen. - Was ist das Thema Deines Talks und warum brennst Du so dafür?
Storytelling – Das Erzählen von Geschichten ist – in der Gesellschaft, aber auch in Wirtschaft und Politik – Segen und Fluch zugleich. Geschichten helfen uns, die Welt besser zu verstehen. Geschichten verführen uns aber auch, irrsinnige Dinge zu glauben. Verschwörungsmythen funktionieren im Kern wie jede gute Story. Daher ist es wichtig, deren Bauprinzipen aufzuschlüsseln und zu verstehen. So können wir uns besser vor schlechten Stories schützen und zukünftig bessere Geschichten erzählen. - Wie bist Du auf TEDxStuttgart gestoßen?
Ich wurde freundlicherweise – nach einer Veranstaltung in Stuttgart, dem Storytelling Camp, vom TEDx-Team angesprochen. - Wie ist/war die Vorbereitung auf Deinen Talk bei TEDxStuttgart 2020?
Die Vorbereitung auf den TEDxStuttgart entpuppt sich als spannende Reise. Die Einladung bei TEDxStuttgart zu sprechen, freute mich sehr und schnell war ich mir sicher, dass ich was zu sagen habe. Schließlich liegen schon viel Vorträge zu meinem Fachgebiet, Storytelling, hinter mir. Aber dieser Talk ist anders. Das war nach den ersten Meetings mit dem TEDx-Team Stuttgart – Corona-bedingt via Skype – sofort klar. Das Team löste sein Motto „[de]construct the x“ gleich ein und hinterfragte smart meinen Ansatz. Worüber ich sehr dankbar bin. Hinzu kommt, dass mein Thema derzeit Deutschland sehr bewegt, denn jeden Tag schießen neue Verschwörungsmythen aus dem Boden. Und auch die Zahl der Experten und Ratgeber wächst. Jeder hat jetzt einen Tipp parat, wie man Verschwörungstheoretikern begegnen soll. So prüfe ich fast täglich, wie relevant meine eigenen Thesen denn sind. Das ist anstrengend, aber auch spannend. Und ich hoffe, ich kann im September die Erwartungshaltung einlösen und einen Beitrag leisten, dass wir zukünftig mit Geschichten verantwortungsvoller umgehen. - Was ist für Dich die größte Motivation, morgens aufzustehen?
Kaffee! Nein, im Ernst, ich habe wirklich eine Grundmotivation, die mich schon mein ganzes Berufsleben lang begleitet, weswegen ich immer Chief Creative Officer werden wollte, weswegen ich mich in meiner Agentur Weiterbildungs-, Trainings- und Mentorshipprogramme initiiert habe, weswegen ich den Kreativaustausch zwischen Unternehmen und Agenturen fördere, weswegen ich Bücher schreibe, an Unis und Hochschulen unterrichte und am liebsten Kreativprozesse begleite: ich will Menschen inspirieren und ihnen helfen, auf neue Ideen zu kommen. Und manchmal gelingt das auch. - Welche gravierendste Veränderung der Welt siehst Du in den nächsten 10 Jahren?
Ich wünschte, ich hätte hier eine positive Vision. Es gibt die These, dass wir uns in unserer Vorausschau auf die Zukunft maßgeblich von ScienceFiction-Geschichten beeinflussen lassen. Leider thematisieren die meisten SF-Stories dunkle Dystopien. Aus narrativer Sicht ist das eine gute Ausgangslage, denn so kann sich leicht eine spannende Story entfalten. Der reale Blick auf Zukunft sollte dagegen optimistischer sein, denn schließlich definieren wir mit den Geschichten heute, wie die Welt von morgen aussehen wird. Daher wünschte ich mir, ich hätte eine positive Prognose.
In den nächsten zehn Jahren glaube ich, dass die Welt vor allem eines wird: „unerbittlicher“. Das englische Wort „relentless“ beschreibt es besser, denn hier schwingen noch andere Bedeutungen mit wie: „unbarmherzig“, „unnachgiebig“, „schonungslos“.
Allen voran Schuld ist der Klimawandel, dass wir einer unerbittlichen und schonungslosen Zukunft entgegen gehen. Wir werden technologisch aufrüsten und einiges gegen den Klimawandel tun. In der Kürze der Zeit wird es aber nicht gelingen, die klimabedingte Zunahme an Armut, Ungerechtigkeit und Gewalt in der Welt – und direkt vor unserer Haustüre – zu verhindern. Das Wetter wird extremer werden und so auch das soziale Klima. Der Tonfall wird rauer werden. Jeder wird sich selbst am nächsten sein. Unsere Resilienz wird auf die Probe gestellt und überall werden wir aufgerufen sein, uns gegen den Verfall der Errungenschaften der Aufklärung zu stemmen. In den nächsten zehn Jahren müssen wir kämpfen. An allen Fronten, denn es geht wirklich um alles. - Was war die bisher größte Herausforderung in Deinem Leben?
Die größte Herausforderung für mich war die Erkenntnis, das das Leben einem komplett den Boden unter den Füßen wegreißen kann.
Ich hatte mir ein Jahr Sabbatical genommen. Ein Jahr ohne Arbeit, ohne Verpflichtungen, ohne Stress. In diesem Jahr hatte mein Vater einen schweren Schlaganfall. Pflegestufe 5. Und einer meiner besten Freunde brach sich das Rückgrat. Rollstuhl. Mein Leben war danach ein komplett anderes. - Nenne uns eine Lebensweisheit, die Du für wahr hältst.
Das Leben schreibt die besten Geschichten.